Nach 40 Jahren hatte Arno Folwill sein Amt als Abteilungsleiter der Basketballabteilung im September diesen Jahres an Moritz Bitter übergeben. Aus diesem Grund wollen wir stellvertretend für alle MJC Basketballer der letzten 40 Jahre „Danke“ sagen und haben gemeinsam mit Arno auf seine Amtszeit zurück geblickt und über die Herausforderungen der Vereine in der heutigen Zeit gesprochen.
Rund 31 Millionen Menschen engagieren sich in Deutschland in ihrer Freizeit für das Gemeinwohl. Auf dem Sportplatz, im Seniorenheim oder beim THW – das Ehrenamt ist für das Zusammenleben in unserer Gesellschaft unverzichtbar. Rund 91000 Sportvereine in Deutschland werden ehrenamtlich geführt. Etwa 8,8 Millionen Menschen engagieren sich im Sport, sei es in der Administration, als Übungsleiter, Schiedsrichter, Kampfrichter oder Organisationshelfer. Ohne dieses Engagement wäre der Sport, so wie wir ihn in Deutschland kennen, nicht möglich. Aber: Fast 50% der Sportvereine sehen die Gewinnung und Einbindung von ehrenamtlichen Mitarbeitern als zukünftiges Problem. Die Zeiten, als Menschen fast ihr gesamtes Leben dem ehrenamtlichen Engagement im „ihrem“ Verein widmeten, scheinen vorbei.
Ganz so dramatisch sieht Arno Folwill die Entwicklung nicht: „Wir müssen die Aufgaben, die jemand ehrenamtlich übernimmt, genau definieren“, sagt Follwill, der seit Kurzem im Ruhestand ist. „Wenn man eine Aufgabe in einem Verein übernimmt, muss ganz klar geregelt sein, welchen Umfang die Tätigkeit hat, wo sie beginnt und wo diese aufhört.“ Dies gelte ganz besonders dann, wenn sich junge Menschen engagieren und damit einen wertvollen Beitrag zum gesellschaftlichen Miteinander leisten: „Wir müssen besonders die jungen Menschen, wenn sie zum Beispiel Trainer einer Mannschaft werden wollen, anleiten und sie für eine solche pädagogische Tätigkeit qualifizieren“, erläutert Arno Follwill weiter. Er kenne genügend Beispiele, in denen das Engagement frustrierend geendet habe, weil sich der junge Mensch bei seiner Tätigkeit allein gelassen gefühlt habe.
Was hat Arno Follwill motiviert, sich trotz hoher Belastung im Beruf fast 40 Jahre lang ehrenamtlich zu engagieren? „Ich habe anfangs selbst gespielt, war Trainer, bin immer noch Schiedsrichter, war fast ohne Unterbrechung Leiter der Basketballabteilung und bin jetzt auch im geschäftsführenden Vorstand des Trägervereins des Jugendzentrums“, zählt er die umfangreiche „Palette“ seines Engagements auf. „Ich habe die Basketballabteilung übernommen, als wir mit zwei Mannschaften am Spielbetrieb teilgenommen haben. Zwischenzeitlich hatten wir 30 (!) Mannschaften und wurden zum größten Basketballverein in Rheinland-Pfalz.“ Für Follwill ist es ganz klar, dass „ohne die zahllosen helfenden Hände“ und die Unterstützung von Seiten des Mergener Hofes die Entwicklung der Abteilung, aber auch sein persönliches Engagement nicht möglich gewesen wären.
Die Frage nach seiner „persönlichen Leitlinie“ bei der Führung der Abteilung beantwortet Follwill wie folgt: „Mir war es nie wichtig, in welcher Liga eine Mannschaft spielt. Sollte eine Mannschaft die sportliche Qualifikation für eine höhere Liga schaffen, dann war es meine Aufgabe, die Voraussetzungen dafür zu schaffen.“ Dies war und ist nicht immer einfach, lautet seine Erfahrung – und sicherlich auch die vieler anderer Ehrenamtlicher. „Als unsere Damen den Aufstieg in die 2. Bundesliga geschafft haben, haben ich und viele Helfer alles Mögliche in Bewegung gesetzt, um die Rahmenbedingungen für die höhere Spielklasse zu schaffen, besonders die finanziellen.“ Ganz besonders stolz ist er auf die unzähligen Erfolge im Jugendbereich, z. B. auf die etlichen Streetballturniere, die Basketball-Camps und die vielen Jugendfreizeiten in Zusammenarbeit mit dem Jugendzentrum.
„Wir haben jetzt mit dem Jugendzentrum ein sehr schweres Corona-Jahr hinter uns gebracht“, erzählt Follwill: „Wir standen am Abgrund!“ Dank vieler Unterstützer konnte die drohende Insolvenz, die sich wegen der Einnahmeausfälle durch die Pandemie angedeutet hatte, erfolgreich abgewendet werden. Er freut sich, „dass endlich wieder der Trainingsbetrieb und dann auch der Spielbetrieb aufgenommen werden konnte.“ Ganz wichtig ist es für ihn, dass alle Ehrenamtlichen auch nach dieser Zwangspause ihre Tätigkeit vollumfänglich weiterführen.
Nach so vielen Jahren in der Verantwortung sah Follwill für sich selbst aber die Zeit gekommen, die Führung der Abteilung in andere Hände zu legen. „Ich werde aber weiterhin als Mitglied des erweiterten Abteilungsvorstands meinen Nachfolgern mit Rat und Tat zur Seite stehen“, so Arno. Ganz ohne Basketball geht es dann doch nicht.