„Ich möchte einmal in der Damen-Basketball-Bundesliga spielen“, so Nele Trommer aus Kordel, befragt nach ihrem sportlichen Ziel für das sie sehr viel Auswand betreibt. Dass sie dieses Ziel mit 17 Jahren bereits erreicht hat, macht sie mächtig stolz, auch wenn sie einräumt, dass die Corona- Situation diesen Schritt erleichtert hat.
Den Wunsch Bundesligaspieler zu werden haben nicht wenige junge Sportlerinnen und Sportler. Wie schwer dieses Ziel zu erreichen ist, wird an den Statistiken der Bundesliga-Fußballvereine deutlich. Während ca. 1,3 Millionen Kinder und Jugendliche zwischen 7 und 14 in Deutschlands Fußballvereinen kicken, erreichen weit weniger als 0,04% das Ziel Profi zu werden.
Doch nicht jede Sportart hat so viele Bewerber, um die wenigen Plätze in der Spitze. Der Frauen- Basketball, so hart es klingt, gehört in Deutschland nicht zu den Sportarten, die im Rampenlicht stehen. Laut Statistik hat der Deutsche Basketball Bund ca. 56000 weibliche Mitglieder. Ganze 12 Vereine spielen deutschlandweit in der Bundesliga der Frauen. Für viele Spielerinnen geht dabei um Ruhm und Ehre, weniger um eine finanzielle Entschädigung. Der Verdienst in der Frauen-Bundesliga gilt im Vergleich zu anderen Sportarten als bescheiden, ermöglicht den ausländischen Spielerinnen den Lebensunterhalt, einheimischen Spielerinnen finanzieren ihr Studium. Selbst in der europäischen Spitze, hier sind die Türkei und Spanien für höhere Gehälter bekannt, sind gemessen an den Gehältern der männlichen Pendants die Verdienstmöglichkeiten eher gering.
Nur wenige Ausnahmespielerinnen gelangen in profitablere Situationen. Die Berlinerin Satou Sabally ist derzeit wohl das Aushängeschild des deutschen Frauen-Basketballs in der amerikani- schen Profiliga WNBA, in die es seit 1997 insgesamt sieben deutsche Spielerinnen schafften, dar- unter 2007 auch die Bitburgerin Martina Weber, die eine Saison bei New York Liberty spielte.
Was bewegt also einen jungen Menschen das private Leben auf den Sport zu konzentrieren? „Mir geht es nicht um eine finanzielle Absicherung“, so Nele Trommer, 17jährige Basketballspiele- rin aus Kordel. „Ich weiß, dass mit Frauen-Basketball kein Geld oder wenig zu verdienen ist.“ Trotzdem hatte Nele schon sehr früh das Ziel und die Hoffnung einmal in der Frauen-Bundesliga spielen zu können.
Und es hat, wie gesagt, schneller funktioniert, als es sich Nele zu Beginn ihrer Karriere ausgemalt hatte. In der „Corona-Saison“ 2020/2021 stand Nele im Kader der inenxio Royals Saarlouis und stand in 11 Begegnungen auf dem Feld. „Ich hätte auch häufiger gespielt, wenn ich mich nicht verletzt hätte.“ Angefangen hat Nele Trommer, deren Eltern ebenfalls aktive Basketballer, mit dem Basketball beim TV Bitburg, bekannt für erfolgreiche Jugendförderung gerade im weiblichen Bereich. Nele schaffte es schnell in die Rheinland-Pfalzauswahl der Jahrgänge 2002 und 2003. Bei der Maßnahme „Talente mit Perspektive“ des Deutschen Basketball Bundes konnte sich letztlich nicht für die Nationalmannschaft empfehlen, um dann doch 2018 am „North Sea Development Cup“ in Dänemark für die U-15 Nationalmannschaft zu spielen. Nur im Jugendbereich zu spielen genügte Nele dann schnell nicht mehr.Die Perspektive in der Damen-Regionalliga spielen zu können lockte Nele dann 2018 zur MJC Trier.
Sehr schnell kam die 15jährige im Regionalliga-Team unter Trainer Michael Edringer zum Einsatz und entwickelte sich kontinuierlich. Der erste Schritt in Richtung Leistungsbasketball war getan. Regionalliga-Trainer Michael Edringer bescheinigt der Nachwuchsspielerin eine hohe Spielintelli- genz und neben den körperlichen Voraussetzungen auch die technischen Fertigkeiten, die für eine erfolgreiche Karriere notwendig sind. „Nele zeigt die Leistungsbereitschaft, die man benötigt, um sich bei entsprechendem Training, auch in der höchsten deutschen Spielklasse durchzusetzen, was sie auch schon in Ansätzen gezeigt hat“, ist der erfahrene Trainer sicher, dass Nele noch einen erfolgreichen Weg gehen wird.
In einer Spielgemeinschaft der MJC Trier mit Saarlouis sammelte Nele Spielzeiten und wichtige Erfahrungen in der weiblichen Nachwuchs-Basketball Bundesliga. „Das war ganz anders als in der Regionalliga der Damen“, so Nele, die sich gegen gleichaltrige sehr erfolgreich in Szene setzen konnte. Leider fiel auch die letzte Saison dieser Liga ins Wasser. In der kommenden Spielzeit ist Nele aus Altersgründen für diese Liga nicht mehr spielberechtigt.
Die Corona-Pandemie hat fast den gesamten Spielbetrieb regelrecht lahm gelegt. Keine WNBL, keine Regionalliga, kaum Trainingsmöglichkeiten. Doch die Damen-Bundesliga hatte eine Ausnahmegenehmigung zum Training und Spielbetrieb. Hier schlug jetzt Neles Stunde. Nachdem sie bis dato lediglich Trainingsspielerin war, wurde sie in den Bundesligakader berufen und erkämpfte sich auch Spielzeiten in Deutschlands höchster Spielklasse und stand in 11 Partien auf dem Parkett.
Nele ist es bewußt, dass die Pandemie und die besonderen Umstände ihren Einsatz in der Bundesliga beschleunigt hat. „Während alle meine Mitspielerinnen in Trier seit Monaten nicht mehr trainieren können, ergab sich für mich in Saarlouis die Trainings- und Spielmöglichkeit in Saarlouis.
„Ich kann es kaum erwarten, dass es die Umstände zulassen wieder regelmäßig zu trainieren“, so Nele zur Hoffnung auf eine „normale“ Basketball-Saison 2021/22. Ob Nele den Aufwand zum Trainieren und Spielen in der Bundesliga weiterhin erfüllen kann, weiß die junge Dame noch nicht. „Ich komme im Sommer in die Klasse 12 am Max-Planck-Gymnasium.“ Schule und Leistungssport unter einen Hut zu bringen erfordert unbedingte Disziplin. „Jeder Tag ist bei mir gleich strukturiert“, so Nele. „Morgens Schule, nach Hause zum Essen, direkt danach Hausaufgaben und Lernen. Danach gehts zum Training.“ An fünf Tagen in der Woche trainiert Nele, manchmal sogar zwei Einheiten hintereinander. Dabei erfordert das Training in Saarlouis einen enormem zeitlichen Aufwand. Fast fünf Stunden Aufwand muss Nele mit Fahrt für eine Trainingseinheit im Bundesligateam aufwenden. „Klar kann ich im Zug einen Teil meiner Hausaufgaben erledigen“, so Nele. Ein kompletter Wechsel nach Saarlouis in ein Internat oder in eine Gastfamilie kommen für Nele derzeit nicht in Frage. „Mir ist bewußt, dass Schule und Ausbildung an erster Stelle stehen, so gerne ich auch Basketball spiele.“ Doch Nele ist bewußt, dass eine erfolgreiche Karriere ein derartiger Aufwand ein Muss ist. Mit 1,84 m bringt Nele „Gardemaß“ für eine Basketballerin, deren Zug zum Korb eine ihrer Stärken ist. „Ich muss meinen Wurf und meine Schnelligkeit definitiv verbessern“, ist sich Nele bewußt, dass es noch viel Aufwand bedeutet. Von allen Trainern ihrer noch jungen Karriere hat Nele nach eigenen Aussagen profitiert. „Sehr viel habe ich in meinen ersten Jahren in Bitburg von Denny Lemon gelernt. Er hat mir beigebracht wie Basketball funktioniert“, schwärmt Nele von ihrem ersten Coach. „Wie moderner Basketball funktioniert hat mir Michael Edringer gezeigt und mich in meiner Entwicklung vorangebracht. Marc Hahnemann hat mir in Saarlouis den Schritt in die Bundesliga ermöglicht“, so Neles Statement zu ihren Trainern. Bedingt durch die Corona Pandemie hat Nele in den letzten Monaten zahlreiche individuelle Trainingseinheiten in Saarlouis absolviert in denen Marc Hahnemann besonders auf die elementaren „kleinen Dinge“ geachtet hat.
Zum Ende des Gesprächs und der Frage nach ihrer Basketball-Zukunft betont Nele noch einmal ganz deutlich: „An erster Stelle steht derzeit die Schule, somit auch mein Abitur. Nach meinem Abitur möchte ich ein duales Studium als Physiotherapeutin machen. Ob ich bis dann mit Basket-ball Geld verdiene ist natürlich die Frage, aber schön wäre es natürlich mit Basketball so viel Geld zu verdienen, dass ich das Studium bezahlen kann.
Dann muss das Durchstarten in der Basketball-Bundesliga der Damen eben noch ein wenig auf Nele Trommer aus Kordel warten.